Bildung & Berufsleben
Hamburg: Kein einziger Hörsaal ist barrierefrei
Inklusion an den Hochschulen der Hansestadt ist ein Trauerspiel.
Inklusion an den Hochschulen der Hansestadt ist ein Trauerspiel.
Vom Ziel der inklusiven Hochschule ist Hamburg weit entfernt. Eine Große Anfrage der Grünen im Februar ergab, dass es in der Hansestadt nicht einen einzigen barrierefreien Hörsaal gibt. Kurz vor Ostern forderten die Grünen den Senat auf, dies zu ändern.
Studierende brauchen eine Perspektive
Dr. Eva Gümbel, wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion, sagte dazu laut Mitteilung der Partei:
„Kein einziger Hörsaal ist barrierefrei. Und bei den vom Studierendenwerk angebotenen Wohnheimplätzen sind nur 0,73 Prozent barrierefrei. Der Senat muss hier schleunigst gegensteuern und einen konkreten Zeit- und Finanzierungsplan vorlegen. Es reicht nicht, einen bloßen Sachstandsbericht zur Umsetzung der Inklusion einzufordern, wie das die SPD-Fraktion beantragt.
Die betroffenen Studierenden brauchen eine klare Perspektive, wann an den Hamburger Hochschulen endlich die UN-Behindertenrechtskonvention umgesetzt wird. Dafür müssen die Hochschulen allerdings auch mit den nötigen Mitteln ausgestattet werden. Andernfalls können sie die anfallenden Investitionen nicht finanzieren.“
Wie ein barrierefreier Hörsaal ausgestattet sein muss, regelt die DIN 18040 „Barrierefreies Bauen – Planungsgrundlagen – Teil 1: öffentlich zugängliche Gebäude“. Demnach gehören zu den Anforderungen an Hörsäle unter anderem die barrierefreie Zugänglichkeit, induktive Höranlagen, besondere Schreib- und Leseflächen für Sehbehinderte, ein Standplatz für einen Gebärdendolmetscher und Braille-Schrift an den Eingängen.
Eine bockige Professorin
Dazu passt dann auch folgende Nachricht: Arina Stoschek ist gehörlos und studiert im vierten Semester Soziale Arbeit an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg. Um ihre Seminare und Vorlesungen verstehen zu können, hat ihr die Uni eine sogenannte Funkmikroanlage ausgeliehen. Unbegreiflich: Eine Professorin lehnt es laut einem Bericht der taz ab, das Gerät zu benutzen und Stoscheck eine barrierefreien Campus-Teilnahme zu ermöglichen.
(RP/PM, Foto: Wikipedia/Merlin Senger. This file is licensed under the Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported license.)

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