Psychologin und Demenzforscherin Isabella Heuser beantwortet die 5 wichtigsten Fragen zu diesem Thema.

Isabella Heuser ist Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Charité. Das Thema Demenz ist einer ihrer Forschungsschwerpunkte. Sie ist unter anderem Vorstandsmitglied vom Kompetenznetz Demenzen. (Foto: dpa)
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Die Angst vor Demenz ist einer Umfrage zufolge in Deutschland besonders verbreitet. Nur die Furcht vor Krebs ist demnach größer. Psychologin und Demenzforscherin Isabella Heuser von der Berliner Charité erklärt warum gerade Demenz die Bundesbürger so ängstigt und wie berechtigt das ist. Das Interview führte Antonia Lange.
1. Jeder zweite Deutsche hat Angst vor Demenz. Wie verbreitet ist die Erkrankung?
„Die Diagnose Demenz hat zugenommen. Inzwischen sind bundesweit fast 1,5 Millionen Menschen daran erkrankt. Das hat zwei Gründe: Die Menschen werden inzwischen wesentlich älter und die Krankheit wird natürlich früher diagnostiziert. Man sagt heute nicht mehr einfach: Die Oma ist senil.“
2. Warum ist ausgerechnet die Angst vor Demenz so groß?
„Der Mensch will immer in Kontrolle sein und die Gründe für etwas verstehen. Bei einer Demenz hat man aber immer weniger die Kontrolle. Ich verliere mein Ich – das ist die Sorge. Man hat das Gefühl, die eigene Persönlichkeit verändert sich. Man wird innerlich leer. Man kann nichts mehr kontrollieren und regeln. Das ist etwa bei Krebs anders.“
3. Welche Rolle spielt es, dass es keine Heilungschance gibt?
„Man kann die Demenz nicht besiegen. Es gibt zwar Hoffnung, dass man sie für kurze Zeit mit Medikamenten in einem erträglichen Zustand halten kann. Aber letztlich weiß jeder: Es geht bergab.“
4. Kann man eine Erkrankung verhindern?
„Ein gesunder Lebensstil – nicht rauchen, wenig Alkohol, regelmäßige Bewegung – hilft. Es wird sich dadurch aber letztlich nicht verhindern lassen.“
5. Welche Rolle spielen die Medien?
„Die Angst ist auch deshalb so ausgeprägt, weil wir Demenz mittlerweile durch die Medien und die allgemeine Aufklärung kennen. Prominente Erkrankte wie Gerd Müller oder
Rudi Assauer gehen damit an die Öffentlichkeit. Man sieht, dass man mit Demenz immer weniger in Kontrolle ist. Prinzipiell gilt aber: Information ist immer Angst reduzierend. Ich finde es daher auch gut, wenn etwa Filme die Erkrankung zum Thema haben.“
(dpa)
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